Der Virus Covid-19 ist in allen Lebensbereichen ein extremer Störenfried. Das gewohnte Leben gibt es nicht mehr. Der Rhythmus und die Balance sind gekippt. Stressmanagement für Eltern
Der Hilferuf von Tina M:
Ich brauche dringend HILFE und hoffe, dass Sie mir schnellstmöglich eine Beratung anbieten können. Ich bin momentan mit Erziehung, Homeschooling, Haushalt, Homeoffice und Versorgerin meiner Eltern völlig überfordert. Vor der Corona-Krise war es schon schwer: Louis hat ADHS und ich war jeden Tag gefordert.
Jetzt ist es die Hölle: Ich bin die einzige Bezugsperson, er vertraut mir, er braucht meine Hilfe und Kuscheleinheiten, nur sind seine Stimmungsschwankungen, seine Wutanfälle, seine Lernunlust so massiv, dass ich auch fertig bin und oft herumschreie. Heulen und Brüllen wechseln sich ab. Louis klammert an mir, aber trotzdem darf ich ihm beim Lernen keine Tipps geben. Er tobt sofort und bekommt nichts hin…
Da er auch nicht mehr zum Fußball kann, ist jedes Erfolgserlebnis weg. Unsere Balance war schon immer durch seine hohe Impulsivität strapaziert, aber jetzt geht nichts mehr. Auch ich habe keinen Ausgleich mehr. Ich kann keine Freunde treffen, mich nicht im Zumba-Kurs auspowern …
Dann noch die Sorge um meine Eltern. Meine Mutter hat MS und ist als“Hochrisiko-Patientin” eingestuft. Louis darf sie nicht treffen. Es ist ein täglicher Kampf und Dauerstress. Wir versinken im Chaos, da auch das Homeschooling schwierig ist. Er hat einen Wochenplan mit einem riesigen Berg an Arbeitsblättern und Aufgaben. Ich brauche Stunden, um alles auszudrucken und zu sortieren. Video-Unterricht oder besser ein Videotreff mit der Lehrerin gibt es nur einmal in der Woche. Dann traut sich Louis nicht, die Kamera anzuschalten und stellt auch keine Fragen. Klar, er hat kein gutes Selbstbewusstsein. Also fällt auch diese Hilfe weg. Ich bin mittlerweile selbst so fertig. Nichts ist im Lot. Und das Schlimmste, ich kann meinem Kind nicht mehr Stärke und Gelassenheit vermitteln…Ich fühle mich hundeelend…
Homeschooling ist doof
Elisa fühlt sich “doof”! Sie ist zwar noch nie super gerne in die Schule gegangen, wünscht sich jetzt aber nichts sehnlicher, als endlich wieder ihre Freundinnen zu treffen und ganz normalen Unterricht zu haben, mit einer Lehrerin, die erklärt, die hilft, die auch mal einen Spaß macht…
Homeschooling ist ätzend: nur Berge von Aufgaben. Erledigte Arbeitsblätter soll ich abfotografieren und meine Eltern schicken sie über eine App an die Lehrer*innen. Das war es dann, ich bekomme keinen Kommentar zurück, außer von meinem Mathelehrer. Jetzt gibt es zwar 2x/Woche eine Videokonferenz, nur funktioniert es nicht. Ich kann die andern nicht sehen, über die Audio-Funktion machen andere komische Geräusche und Quatsch, Erklärungen bekomme ich dann erst recht nicht mit…Obwohl die Maske, die kalten Lüftungsphasen, die ständigen Ermahnungen wegen des Abstands nervig waren, wünsche ich mir trotzdem, dass ich wieder so schnell wie möglich in die Schule gehen kann. Dann muss ich aufstehen und kann eigentlich nicht so lange herumtrödeln und habe nicht ständig Streit mit meinem Bruder und Stress mit Eltern…
TIPPs
Kleine Ziele setzen – bewährte Tools nutzen
Versuchen Sie den Kompass im Alltag auf Wichtiges zu programmieren.
10 Strategien, die helfen können
- Tagessplan für Sie und für Ihr Kind Plan Homeschooling
- Start morgens zur festen Zeit ritualisieren. Wir starten um 8:00 mit dem Frühstück, Arbeitszeit beginnt um 8:30…
- Kleine Lerneinheiten, Erfolg registrieren und mit Belohnung puschen.
- Hilfen suchen: Wer kann beim Lernen helfen? Vielleicht auch an online-Nachhilfe oder online-Lerntherapie denken.
- Kontakte trotz Corona-Lockdown ermöglichen. Verabredung mit einem Freund und rausgehen, regelmäßige online–Treffen für ein gemeinsames Work-out…
- Rituale helfen – auch für Spiele. Richten Sie eine gemeinsame Spielzeit ein, z.B. vor dem Abendessen. Zeigen Sie Neugierde für die Interessen Ihres Kindes. Welche Spiele oder welche YouTube-Videos liebt es? Was hat es Neues gebaut? Kann man es motivieren, seine Kreativität zu nutzen und nach einem online-Kurs suchen, wie Filme schneiden, Painting-Kurs, Tanzen, und, und, und…
- Stopp: Der Wutteufel verschwindet schneller, wenn man aus der Ärgersituation herausgeht und sich ablenkt und erst wieder redet, wenn die Wut verraucht ist. Emotionen managen
- Energie auftanken: Denken Sie an die effizientesten Stress-Killer: sich bewegen, joggen, walken – möglichst Aktivitäten für draußen suchen. Blog: Stressmanagement
- Planen Sie auch Zeit für sich im Tagesplan ein, wie z.B. ein Gespräch oder Treffen mit einem Freund*in. Versuchen Sie Themen zu finden, die sich mal nicht um die täglichen Katastrophen drehen…
- Mentales Training zum Stressabbau bedeutet auch zu üben, Sorgengedanken loszulassen. Lesen Sie nicht mehrmals am Tag die neuesten Meldungen zu Corona, Impfstau, Folgekrankheiten…
Vielleicht fragen Sie auch zur Unterstützung bei Ihrer Krankenkasse nach. Früher wurde das ADS-Elterntraining als Kurs für „Stressmanagement“ mit finanziert und teilweise sogar direkt angeboten.
Ein Stressmanagement für Eltern von ADS-Kindern:
ADS-Elterntraining nach dem OptiMind-Konzept
TopTipps 3: Stressmanagement für Eltern
Online-Seminar
Wir sind im Endspurt für unser erstes gemeinsames online Seminar über ZOOM. Sie werden von Patricia Herberg und Dr. Elisabeth Aust-Claus Tipps und individuelle Antworten auf Ihre Fragen bekommen. Melden Sie sich zum Blog an, dann werden Sie direkt informiert, sobald der Termin feststeht. Schicken Sie uns Ihre bewährten Tipps zu. Wir geben Sie gerne weiter.
Liebe Grüsse
Ihr OptiMind-Team
Krisen sind Herausforderungen. Die Suche nach Lösungen, die Bewältigung von Schwierigkeiten machen uns stärker.