Was ist eigentlich Impulsivität? Für impulsiv werden folgende Begriffe benutzt:
spontan, witzig, leidenschaftlich, hitzköpfig, unüberlegt, leichtfertig, ungeduldig, aufbrausend, schnell gereizt, sprunghaft, oberflächlich, unkontrolliert, explosiv, sehr temperamentvoll…
Henry ist sehr impulsiv: Er hat immer viele Ideen, ständig neue Einfälle und kann als Quatschmacher alle in der Klasse zum Lachen bringen. Lehrer*innen finden ihn überhaupt nicht witzig und kommentieren: „Henry stört und lenkt andere ab“. Henry lebt immer im Moment und denkt über Konsequenzen nicht nach. Wenn ihm etwas einfällt, muss er es direkt sagen oder direkt etwas tun, ohne zu überlegen, ob es jetzt gerade passt.
Oft können impulsive Kinder soziale Situationen nicht gut einschätzen und agieren einfach los. Auch Unmut und Wut wird direkt ausgelebt. Dies ist im Umgang mit impulsiven Menschen am anstrengendsten.
Wir benutzen für Impulsivität die Comic-Figur Ups, einer der 4 ADS-Problemmacher.
Mehr Infos finden Sie unter: Ups stellt sich vor - Kapitel ADS/ADHS
Impulsivität: sprunghaft, unangepaßt, ideenreich
Zusammengefasst bedeutet Impulsivität mangelnde Kontrolle der eigenen Reaktionen, Ungeduld und Ausgeliefertsein den momentanen Emotionen. Überlegungen, Reflexion und Innehalten gelingen nicht. Dadurch werden Konsequenzen des Tuns nicht bedacht. Alles wird bestimmt durch die Kraft der Emotionen. Entweder ist etwas total super oder richtig blöd. Ein Stopp oder Abwarten und seine Reaktion überdenken, ist schwierig. Undiplomatisches Verhalten und emotionale Instabilität sind das Resultat.
Es gibt bei unbequemen Anforderungen in der Regel Probleme. Entweder ein „Nein, will ich nicht! Mache ich später!“ oder endlose Diskussionen und viel Energieverlust.
Ups provoziert Schusselfehler
Impulsivität bedeutet aber noch mehr: Beim Lernen und Arbeiten ist Ups für Flüchtigkeitsfehler, für einen oberflächlichen, sprunghaften Arbeitsstil und für die Ungeduld bei komplexeren Aufgaben verantwortlich.
Lydia kann eigentlich im 20er Raum rechnen. Aber schon nach ein paar Aufgaben schaut sie nicht mehr genau hin, ist abgelenkt und kritzelt dann ihr Heft voll, statt Matheaufgaben weiter systematisch zu lösen.
Und nicht nur das! Ein sehr aktiver Ups möchte alles nach dem Motto „Hauptsache schnell fertig!“ erledigen. Sobald eine Aufgabe erahnen läßt, dass die Lösung nicht in 5 Sekunden funktioniert, kommt der Spruch „Kann ich nicht!“ In der Regel hat Ihr Kind die Aufgabe gar nicht genau angeschaut und sich auch keine Lösungsschritte überlegt. Es gibt viel zu schnell auf und mag nicht, mühsam Schritt für Schritt um eine Lösung kämpfen.
Ups steht für Ungeduld und einen „hüpfenden Arbeitsstil“. Deshalb verhindert Ups oft das genaue Lesen einer Arbeitsanweisung. Es wird schnell geraten. Sinnerfassendes Lesen oder genaues Abschreiben oder das Lösen einer Sachaufgabe gelingen so nicht gut.
Wir beschreiben dies als zu oberflächliche, sprunghafte Arbeitsweise oder in der Fachsprache „kognitive Impulsivität“.
Was tun bei einer mangelnden Impulssteuerung? - Der Gegenspieler - Dirigent Ratio muss gestärkt werden.
Das ist das Ziel in allen 3 ADS-Therapiebausteinen.
TIPP
Impulsivität stoppen – Ups bremsen
Stopp üben und Dirigent Ratio aktivieren
Stopp! Ups soll gebremst werden und nicht das Tun bestimmen. Durch einen Stopp gewinnt man Zeit zum Überlegen und nutzt das Motto „Erst denken, dann handeln!“
3 wichtige Tipps:
- Gedanklich „Rote Ampel“ anschalten, tief durchatmen, bis 10 zählen und dann erst reagieren.
- In aufgeladenen Situationen weggehen, sich gedanklich sortieren.
- Pläne nutzen. Pläne bedeuten Vorausdenken und können Unmutsreaktionen bremsen.
Weitere Tipps finden Sie im ADS-Elterntraining unter „Strategien für Konzi, Ups & Co“.
Der Stopp kann mit einem Handzeichen trainiert werden. Jedes Wort, jede Diskussion heizt Ups nur an. Stopp bedeutet auch, dem Gehirn eine Chance geben, Gedanken zu sortieren und Schritte zu überlegen. In Situationen, in denen nur Ärger im Kopf ist, kann man den Gedankenmanager Ratio schlecht aktivieren. Man muss aus der Situation heraus gehen, tief Luft holen, sich ablenken und warten, bis der Ärger verraucht ist. Erst dann funktioniert „Nachdenken“.
So malt Mareike ihre Strategie: Gedanken-Stopp aktivieren.
Sie kann sich gut in die Rolle eines Dirigenten versetzen. Sie hat gelernt, nicht jedem negativen Gefühl Raum zu geben. Sie schaltet bewusst den Gedanken-Manager ein, indem sie sich bewusst ablenkt und bei aufkommenden Ängsten Musik hört.
Wichtig zu wissen:
Impulssteuerung lernen ist anstrengend. Es gelingt nicht alles sofort. Haben Sie Geduld und belohnen Sie mit dem Smilieplan schon kleine Schritte zum Ziel. Für Henry gibt es schon einen Smilie, wenn er direkt auf das Stopp-Handzeichen in sein Zimmer geht, um sich zunächst zu beruhigen.
So bringt ein angepassteres Verhalten, wie sich an eine vereinbarte Regeln halten, sofort Vorteile. Impulsive Kinder sprechen auf Belohnung und positives Feedback gut an.
Bremsen Sie sich in negativen Kommentaren, Schimpftiraden und Moralpredigten. Ihr Kind hört Ihnen in so einer Ärger-Situation sowieso nicht zu und kann auch nicht ihre Konsequenzen mitdenken. Es bleibt nur hängen „Immer werde ich angemeckert! Keiner mag mich!“ Wenn der Ärger verraucht ist, kann man wieder mit einander reden und Situationen klären.
Das OptiMind-Training – Therapeutenversion
Wir haben unsere Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungstraining in der Therapeutenversion für Kinder im Alter von 5-8 Jahren veröffentlicht. Es beinhaltet im Modul A: Training emotional-sozialer Kompetenzen u.a. auch Erste-Hilfe-Tipp bei Ärger.
OptiMind-Training: Das Aufmerksamkeit- und Wahrnehmungstraining für Kinder
Online-Seminar
Tipps und individuelle Antworten auf Ihre Fragen gibt Ihnen Patricia Herberg in dem online-Seminar „Jetzt schau doch mal genau hin und lies, was da steht!“ – Zu schnell, zu ungenau, zu viele Flüchtigkeitsfehler! am 13.11.2020 von 9:30 – 11:15 Uhr.
Im Webinar erfahren Sie an konkreten Lern- und Alltagssituationen,
- wie Sie Ihr Kind auf dem Weg des planvoll strukturierten Lernens begleiten können.
- wie Sie Konzentration und Genauigkeit beim Lösen von Aufgaben unterstützen können.
- die Selbstwirksamkeit und das Selbstwertgefühl Ihres Kindes stärken können…
- wer die Problemmacher beim Lernen und den Hausaufgaben sind.
Schicken Sie uns Ihre bewährten Tipps zu. Wir geben Sie gerne weiter.
Liebe Grüsse
Ihr OptiMind-Team
Impulssteuerung lernen bedeutet Ups stoppen und planvoll handeln.